Das aktuelle asut Bulletin 07/2013 widmet sich dem Schwerpunktthema «Netzneutralität». Zu Wort kommen ganz unterschiedliche Position und es werden interessante Studien zusammengefasst.
Das asut Bulletin kann hier ganz als PDF heruntergeladen werden, zusätzlich sind einzelne Artikel auch separat verfügbar. Peter Grütter sagt in seinem Editorial klar NEIN zur Regulierung der Netzneutralität. Er argumentiert kurz zusammengefasst mit der Notwendigkeit von Netzwerkmanagment, um den spezifischen technischen Bedürfnisse unterschiedlicher Inhalte gerecht zu werden: Ein Email muss nicht in fast Real-Time transportiert werden, hier macht eine Verzögerung von einer oder zwei Sekunden nichts aus. Ein Video dagegen ruckelt sehr rasch, wenn die Verbindungsqualität nicht optimal ist. Zudem könne man ja als Kunde den Anbieter wechseln, wenn einem was nicht passt.
Der Beitrag von Balthasar Glättli, dem grünen Motionär für die gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität, handelt dagegen von der Netzneutralität als Bürgerrecht und Innovationsmotor. Hier wird ein anderer Aspekt in den Fokus gerückt: Die Monopolstellung der Zugangsprovider, wenn es darum geht, dass konkurrierende Dienste (also verschiedene Online-Video-Angebote) einen diskriminierungsfreien Zugang zum Kunden haben sollten.
Im Interview plädiert Matthias Stürmer, Geschäftsführer der parl. Gruppe Digitale Nachhaltigkeit, für eine Selbstregulierung der Branche, wobei hier nicht nur die Telekomanbieter selbst am runden Tisch sitzen müssten, sondern auch Vertreter der Öffentlichkeit.
Lesenswert ist auch die Präsentation der holländischen Studie «The Innovation-Enhancing Effects of Net Neutrality Regulation», welche zeigt, dass Netzneutralität nicht – wie Grütter befürchtet – zu unnötigen Gesetzen führt, sondern vielmehr dazu beiträgt, dass die Innovation und der Wettbewerb von Inhalten und Anwendungen im Netz erhalten bleibt.
Wenn Internet-Zugangs-Anbieter versuchen, der Kommodifizierungsfalle zu entgehen und nicht Internet-Zugang als homogenes Produkt zu verkaufen, sondern bloss einen Teil des Internets mit ihren Inhalts-Partnern und eigenen Anwendungen, dann führt dies zurück zu den Anfängen des Netzes – als AOL, COmpuserve und andere versuchten, die Weite des Netzes hinter einer eigenen, schön kontrollierten Oberfläche zu verstecken. Sie waren damit – zum Glück – nicht erfolgreich! Umso trauriger wäre es, wenn nun das Internet nach einer jahrelangen Erfolgszeit durch die Provider wieder in je kleine, eigene Gärtchen unterteilt würde.