Es tönt auf den ersten Blick nach einem bequemen Zusatzservice. Der Französische Provider Free hat offenbar einen Werbeblocker im DSL Modem integriert. Kunden erhalten nach dem Router-Update Websites automatisch ohne Werbung. Gefragt hat Free die Kunden nicht – und Websites, welche ohne Werbung nicht funktionieren, sind nun nur noch für Kunden erreichbar, welche die Routerkonfiguration zu ändern wissen. Das Beispiel zeigt: Die Debatte um Netzneutralität ist nicht blosse theoretische Angstmacherei.
Was auf den ersten Blick wie ein angenehmer Zusatzservice tönt, wird mit genauerer Betrachtung immer problematischer. Was, wenn Free nun – statt die Werbung einfach zu blockieren – die Werbung der betrachteten Websites durch eigene Werbung ersetzt hätte? Was, wenn Free nun – statt einfach möglichst viele Werbung zu blockieren – nur die Werbung der Konkurrenz, also anderer Provider, blockiert hätte? Was, wenn Free nun – statt nur Werbung zu blockieren – bestimmte Inhalte herausgefiltert hätte?
Wer für Netzneutralität einsteht, muss sich klar gegen ein solches Verhalten der Provider aussprechen. Was ich sehe, wenn ich eine bestimmte Website ansteuere, das bestimme ich und der Websiteanbieter alleine. Und wenn ich auf Werbung verzichten will, kann ich dies durch eines der bekannten und gut funktionierenden AdBlock Plugins für alle Browser erreichen.
Eine (Teil)Blockade der angebotenen Inhalte durch den Provider dagegen ist kategorisch abzulehnen. Ob sie nun aus politischen Gründen (Zensur) oder wie hier – mutmasslich – aus ökonomischen Gründen erfolgt (Free ist offenbar im Clinch mit Google und will dass diese statt die Kunden von free für den youtube Traffic zahlen, den diese Kunden anfordern).
Quellen: http://www.spiegel.de/http://www.theverge.com/
UPDATE 14.1.: Wie die FAZ in ihrem Blog Deux Ex Machina unter dem Titel „Gleichgewicht des Schreckens“ berichtet, hat der Mehrheitseigner von Free, Xavier Niel, eine Ausnahme gemacht. Die Werbung von Le Monde (von der Niel ebenfalls Anteile besitzt) wurde weiterhin angezeigt:

„Eine bemerkenswerte Ausnahme gab es allerdings: Der Internetauftritt der Zeitung Le Monde konnte auch weiterhin die 4 Millionen Kunden der Free-Breitbandbox mit Werbung beliefern. Einen Zufall kann man getrost ausschliessen: Niel ist einer der neuen Anteilseigner der in den letzten Jahren in Bedrängnis gekommenen Zeitung. Drei Tage lang war Le Monde ihren Werbekunden ein verlässlicher Partner, während die Konkurrenz Einbussen bei den Werbeerlösen hinnehmen musste.“

Entsprechend habe ich den Titel dieses Beitrags mit „…und selektiv…“ ergänzt.