An der CES hat der US-amerikanische Mobilfunkprovider AT&T ein „Sponsored Data“ Programm vorgestellt, das glasklar die Netzneutralität verletzt. Anbieter von Websites oder Apps können damit die Datenrechnung ihrer Besucher/Kunden übernehmen. Der durch diese Angebote anfallende Traffic wird den Kunden dann nicht angerechnet.
Das Prinzip der Netzneutralität ist es, dass die Firma, welche einem den Zugang zum Internet anbietet, nicht die Kontrolle darüber haben sollte, welche Inhalte man anschaut. Dazu gehört auch, dass verschiedene konkurrierende Angebote nicht unterschiedlich behandelt werden. Genau dies geschieht nun mit dem „Sponsored Data“ Programm.
Die amerikanischen Netzneutralitäts-Vorschriften, welche die FCC mit knapper Mehrheit 2010 verabschiedete, verbieten den Internetprovidern zwar ausdrücklich die Ungleichbehandlung verschiedener Anbieter. Allerdings wurde die Datenübertragung über Mobilfunk ausgeschlossen, um die Mobilfunkanbieter nicht als Gegner zu haben. Diese Lücke will AT&T nun offenbar ausnutzen.
In der Schweiz sind ähnliche Verletzungen der Netzneutralität im Mobilfunkbereich bereits bekannt, wir haben darüber berichtet (Orange/Spotify-Deal, Mobile TV-Angebote). Neu ist, dass AT&T dieses Businessmodell aktiv propagiert und versucht, möglichst viele Content-Provider dafür zu gewinnen. Damit wird ein Zweiklassen-Internet im grossen Stil angestrebt: Die grossen Anbieter können ihre Marktmacht noch stärker ausnutzen und die vielleicht innovativere Konkurrenz aus dem Markt der Mobilkunden drängen.
In dem Sinne erinnere ich an die treffende Aussage des Kollegen Konstantin von Notz (netzpolit. Sprecher der Deutschen Grünen) vor dem deutschen Bundestag:

„Nicht der Wettbewerb sichert die Netzneutralität – sondern die Netzneutralität gewährleistet den Wettbewerb“ (K. von Notz, 25.2.2011)

Quellen: